Herkömmlich im 4:3-Format aufgenommene Photos lassen sich in aller Regel nicht vernünftig durch Beschneidung der Bildränder in ein anderes Bildformat überführen. Dieser Vorgang ist z.B. notwendig, will man von seinen 4:3-Bildern 3:2-Papierabzüge im Photolabor bestellen. Dieser Sachverhalt wird im Folgenden anhand eines praktischen Beispiels verdeutlicht.
Das im linken Bild vorgefundene Motiv wurde bei der Aufnahme gestalterisch für das normale 4:3-Seitenverhältnis komponiert. Durch Beschneidung der Bildränder oben und unten treten nun wichtige Bildelemente über die neuen Ränder hinaus (Burg / Brückenpfeiler). Das Bild ist somit praktisch wertlos für diesen Anwendungsfall. Hätte der Photograph bereits im Kamerasucher wie bei einer Kinofilmkamera Anhaltspunkte gehabt, wo die Grenzen abweichender Bildformate liegen, hätte er die Aufnahme entweder weitwinkliger gemacht, ober aber von vornherein eine günstigere Kameraperspektive gewählt. Fakt ist jedenfalls, dass für eine gelungene Bildkomposition meist bereits während der Aufnahme das Zielbildformat feststehen muss.
An dieser Stelle möchte ich am Beispiel der Canon G2 einen Vorschlag vorstellig machen, wie die heute marktübliche und leider völlig unbefriedigende Situation verbessert werden kann. Insgesamt müssen im Bedienkonzept vier neue Einstellmöglichkeiten vorgesehen werden.
Die Kamera stellt eine Einstellung bereit, in der der Benutzer sein gewünschtes Bildformat einstellt. Im Beispiel soll dies 1,50:1 (Breite-zu-Höhe), also 3:2 sein. Da hochformaige Bilder günstigerweise durch Drehen der Kamera um 90° erstellt werden scheint ein Wertebereich von 1.00:1 (quadratisches Bild) bis hinauf zu 3.00:1 sinnvoll. Im Kino sind z.B. Seitenverhältnisse von 1.66:1, 1.85:1 und 2.35:1 üblich. Für das 16:9-Format z.B. von Fernsehern aber speziell auch Heimkinoleinwänden sollte z.B. die Einstellung 1.78:1 möglich sein. Die Genauigkeit der Formateinstellung sollte bei zwei Nachkommastellen liegen.
Für die Darstellung im LCD-Schirm können nun vier Varianten gewählt werden:
OFF | Dieser Modus ist die Defaulteinstellung und dient wie gewohnt zu normalen Bildgestaltung im 4:3-Format. |
BLACK | Die Bildbereiche, die außerhalb des Zielformates liegen, werden schwarzgetastet ("Letterbox") |
GREY | Es werden zwar auch die Bereiche außerhalb des Zielformates dargestellt, allerdings kontrastreduziert und dunkler dargestellt. Dadurch liegt der Fokus stärker auf dem Zielformat als bei Line, jedoch werden die restlichen Bildanteile nicht vollständig wegmaskiert wie bei Black. |
LINE | Es werden an den Rändern Hilfslinien eingeblendet. Der Photograph weiss nun, wo sein zukünftiges Bild aufhört. Er kann sich bei der Bildkomposition nach diesem Format richten. Er kann darüberhinaus aber zugleich auch die restliche Bildfläche im Hinterkopf berücksichtigen, für den Fall, dass das Photo parallel auch in 4:3 ausgewertet werden soll. ("Stanley Kubrick") |
Im Kamerasucher sehen die vier Varianten wie folgt aus:
OFF
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BLACK
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GREY
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LINE
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normale 4:3-Photographie (Vollbild)
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schwarze Letterbox-Balken
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Halfbright-Balken
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Hilfslinien
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Hier wird festgelegt, wie das Photo letztlich auf der CF-Karte abgelegt wird.
FULL | In diesem (Default-)Modus wird das komplette 4:3-Bild gespeichert. Der Photograph kann nun nachträglich das Bild in einer Bildbearbeitung beschneiden. Er kann das Bild aber auch im vollen 4:3-Format archivieren. |
LETTERBOX | Die Bildbereiche, die außerhalb des Zielformates liegen, werden schwarzgetastet, ähnlich wie dies von den gleichnamigen Videotransfers auf z.B. DVDs her bekannt ist. |
CROP | Das Bild wird tatsächlich auf die Bilddimensionen des Zielformats beschnitten. D.h. die Pixelgröße weicht nun in der Breite oder Höhe von der eines 4:3-Bildes ab. |
Die resultierenden Bilddateien haben dann folgendes Aussehen.
FULL
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LETTERBOX
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CROP
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normale 4:3-Photographie (Vollbild)
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schwarze Letterbox-Balken
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beschnittene Pixelabmessungen
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In dieser Einstellung wird festgelegt, wie Bilder mit einem von 4:3 abweichenden Seitenverhältnis im Review-Mode im Kameradisplay angezeigt weden sollen. Relevant ist dies nur bei Bildern, die im Modus STORE_AS=FULL abgespeichert wurden. Als Varianten stehen wieder die im vorigen Abschnitt beschriebenen Modi bereit.
Die Information, in welchem Seitenverhältnis das darzustellende Bild geschossen wurde, muss zusammen mit der Bilddatei gespeichert werden. Bei JPEG-Files müsste dies z.B. ohne weiteres im Bereich der EXIF-Daten möglich sein. Die Information wird in zwei Fällen benötigt:
Darüberhinaus sollte ein Vermerk im Bereich der DPOF-Daten angelegt werden,
sodass Online-Printdienste optimiert angesteuert werden können.
Verfasser:
Roland Tobiasch
Spitzwiesenstr. 76
D-90765 Fürth
(Roland Tobiasch)