Osterdorfer 600er am 2/3. Juni 2012

oder

Als der Rucksack immer schwerer und das Rad immer leichter wurde

oder

Mit dem vierten Gang auf die Iron Man Raddistanz

Bilder...

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Anfahrt

Mein bestellter Sattelstützengepäckträger ist leider nicht mehr rechtzeitig gekommen. Dank facebook hat mir Lothar aber seinen zur Verfügung gestellt. Somit war ich erstmals in der Lage mit dem Rad samt Schlafsack nach Osterdorf zu fahren. Zwecks der Befestigung des Schlafsacks mittels eines gut 5m langen Zurrbands am Gepäckständer habe ich mich in den ersten zwei Versuchen etwas angestellt (V1.0 hab ich freiwillig gleich auf V2.0 upgegradet, der hat dann die ersten 49 km Fahrt überstanden). V3.0 ohne Zurrband dafür einfach mit dem Gummi am Gepäckständer hat dann bis ins Ziel gehalten. Damit waren die ersten 94 km schon mal im Kasten. Die letzten 92 km davon ab Tuchenbach sind exakt das Finale des Osterdorfer 400er. Ich muss an dieser Stelle sagen, dass der letzte Anstieg in Weissenburg auf die Ludwigshöhe einer Unverschämtheit gleichkommt!

In Osterdorf angekommen war meine Hauptsorge, dass ich nur einen Ersatzschlauch dabei habe und eine Schicht Klamotten zuwenig. Beim Losfahren zuhause habe ich nämlich bemerkt, dass meine Reifen schon ganz schön porös sind und Sonntag vormittag sollte es ja laut Wetterbreicht gewittern und dementsprechend kalt werden. Nun ja, ich kann schon mal sagen, ich hatte keinen Platten und das schlechte Wetter ist auch ausgeblieben. Stattdessen sollte alles ganz anders kommen.

Chronologie

Wecker Samstag um 06:00, danach endlich mal viel Zeit, um das Frühstücksbüffet ordentlich durchzutesten.

Samstag 08:00 Start nach Plan

Havarie Schaltwerk I, 42.2 km (im Einstieg in den ersten Berg und exakt nach einer Marathondistanz, Zufall?), Sa 09:22-10:33 (1h11m Standzeit)

• Schaltwerk über 180° durchs Hinterrad durchgezogen
• eine Speiche durchtrennt, eine weitere angeritzt
• Schaltauge abgerissen
• Kette auf ca. 10cm völlig zerstört
• Mit dem verbleibenden Stück Kette Umbau auf Singlespeed (vorne 39 / hinten 14, das ist sonst der 6. Gang)
• Ende vom Schaltzug mit Kabelbinder am Rahmen sichern
• Hinterrad zentrieren

Zweirad Huber Beilngries, 54 km, Sa 11:09-11:17 (8min)

• Location stellt sich als gemischter Motorrad/Fahrradladen heraus. Die Chefin ist fachlich sehr kompetent, gesteht aber, dass sie mit Rennrädern nichts zu tun haben. Sie erzählt, dass der näheste Stevens Fachhändler in Kelheim sitzt und kann aus dem Stegreif den Namen nennen, mir eine Anfahrtbeschreibung sagen und dass dort bis 16 Uhr offen ist.

Ich fahre falsch aus dem Ort heraus, statt im Flußtal flach, 170 Höhenmeter über einen lt. Schild 7%-Berg rüber. Wär kein Problem gewesen, weil ich mir durch meinen Alternativweg den Kipfenberg gespart habe, so als Ausgleich quasi, aber 39/14 wäre halt normal nicht der Gang gewesen, mit dem ich dort gefahren wäre. Auf halbem Weg nach Kelheim sehe ich mich wie geplant in Dietfurt nach einem Fahrradladen um. Ich will keine Gelegenheit ungenutzt lassen, während der verbleibenden samstäglichen Öffnungszeiten noch ein passendes Ersatzschaltauge aufzutreiben.

ZEG-Fahrradcenter in Dietfurt, 68 km, Sa 11:56-13:03 (1h07m)

• Ich finde eine sehr gut ausgestattete Fahrradwerkstatt vor und werde vom Personal sofort als Notfall eingestuft und an den extrem kompetenten Mechaniker Freihart Otto verwiesen, der sofort sein laufendes Kundengespräch abbricht (Kunden: "Wir können ja nächste Woche nochmal kommen.") und sich mit Akkordgeschwindigkeit dem Zusammenflicken meines Radwracks widmet.
• zwei neue Speichen, Rad zentrieren
• neues Schaltauge
• Schaltwerk montieren, Käfig mit Zange wieder in Form bringen (passendes Ersatzschaltwerk für 9-fach war leider keines vorrätig)
• neue 105er-Kette ablängen/montieren
• Schaltung einstellen

Palmberg (Höhe Sportplatz), Sa 21:38-22:04 (26min), 236 km

• Schaltung hinten geht nicht mehr, ich hoffe, dass nur die Schraube am Schaltwerk nicht richtig fest war und der Zug ein Stück durchgerutscht ist
• Der Verdacht bestätigt sich leider nicht. Hinten ist alles OK
• Stattdessen ist im Schaltgriff der Kopf vom Schaltzug gerissen (höchstwahrscheinlich ein Folgeschaden von Havarie I)
• Habe extra erstmals Lüsterklemmen für die Tour mitgenommen, weil ich schon öfters gesehen habe wie man damit an Schalt- und Bremszügen Wunder vollbringen kann. In meinem Fall nützen sie mir aber leider nichts. Ersatzschaltzug und -bremszug hatt ich vor der Tour extra noch je einen bestellt, aber die Lieferung ist leider nicht rechtzeitig gekommen und anderweitig habe ich mich auch fahrlässigerweise nicht eingedeckt.
• Schaltzug Rausmachung incl. dem Stück Außenhülle hinten am Schaltwerk. Das hätte gerade noch gefehlt, dass ich irgendwann einen neuen Schaltzug bekomme und dann stellt sich heraus, dass ich zwischenzeitlich das Stück Außenhülle vorloren habe.
• Irgendwie ist mein schöner kleiner Schraubenzieher verschwunden, ich benutze meinen TCM Pseudo-Leatherman als Schraubenzieher, um am Schaltwerk den Begrenzer maximal reinzudrehen. Mehr als der drittgrößte Gang ist aber nicht zu machen. Ich kann nun also mit Dualspeed fahren 59/13, alternativ 39/13.

Seit dem Schaltzugriss kreisen meine Gedanken um die Frage, wie ich die steilen Anstiege bei Hundsboden ohne zu schieben meistern will. Sprich, wie bekomme ich für diese Passage den ersten Gang zum laufen? Die Idee ist, aus dem kaputten Schaltzug ein ca. 15cm langes Stück herauszuschneiden. Hinten kommt eine Lüsterklemme ran. Das ganze ins Schaltwerk reingesteckt und dann mit den Festmachschraube den richtigen Gang fixieren und mit der Rändelschraube die Feinabstimmung machen. Ich schreite zur Tat.

Peterskirchen (erst unter einer Straßenlaterne, dann in der Werkstatt von Familie Vorsamer), 259 km, Sa 23:29 - So 00:33 (1h04m)

• Der Plan ist gut, die Umsetzung bringt schonungslos Werkzeugprobleme ans nächtliche Tageslicht
• Der Schraubenzieher vom Leatherman ist viel zu groß für die Lüsterklemme, mein kleiner Schraubenzieher taucht nach wie vor nicht auf. Ich habe mittlerweile meine halbe Werkstatt auf dem Fußweg vor der Laterne ausgebreitet.
• Man bedenke: Es ist Mitternacht. Normale Menschen sind zu dieser Zeit auf einer Party oder im Bett.
• Der Versuch, das Plastik von der Lüsterklemme zu bekommen, um mit dem großen Schraubenzieher doch noch ranzukommen, nervt. Mit dem Messer geht nichts voran und die Verletzungsgefahr ist groß. Mit der Spitzzange geht auch nichts.
• Das Seitenschneider-Feature vom Leatherman-Imitat taugt genau überhaupt nichts, um den Schaltzug abzuzwicken.
• Mittlerweile steht die halbe Dorfjugend um mich und Sissi herum, die zwischenzeitlich an meinem Standort angekommen ist. Sie erheitert mit ihren Erzählungen über das Randonneurswesen während ich mit meinem untauglichen Sammelsurium an Werkzeug am Verzweifeln bin.
• Letztlich habe ich es Sissi zu verdanken (Danke, Danke, Danke!!!) das es sich ergibt, dass wir von Herrn Vorsamer Junior eingeladen werden, Herrn Vorsamer Seniors Werkstatt wenige Meter entfernt benutzen zu dürfen.
• Ich packe meine mobile Werkstatt zusammen, als ich mein Rad zur Werkstatt schieben will klemmt das Hinterrad. Ich entdecke eine dritte kaputte Speiche. Mich wundert aber schon lange nichts mehr.
• In der Werkstatt alles wie im Paradies. Fahrradmontageständer vom Feinsten, kleiner Schraubenzieher, messerscharfer Seitenschneider
• Die Patentlösung zum festen Einstellen eines Gangs direkt am Schaltwerk mit einem Stück Schaltzug und einer Lüsterklemme ist in wenigen Minuten umgesetzt und funktioniert einwandfrei.
• Das Hinterrad ist schnell wieder einigermaßen zentriert, sodass es auch mit einer Speiche weniger einigermaßen fährt.
• Herr Vorsamer ist freundlicherweise bereit, mir seinen kleinen Schraubenzieher einerseits als Ersatz für meinen verlorenen, andererseits als Talismann zu überlassen. Sissi und ich fahren wieder weiter und sind beide sehr froh, Bekanntschaft mit der sehr netten und hilfsbereiten Familie gemacht zu haben.

Havarie Schaltwerk II, 435 km, So 10:51-12:33 (1h42m)

• Schaltauge bis ins erste Ritzel hineingebogen, diesmal aber nicht abgerissen
• dafür Schaltwerk nun irreparabel zerstört
• wieder eine Speiche kaputt (die vierte)
• Die 21 Stunden alte 105er Kette hat diesmal keinen Schaden genomen, offenbar hat alles das Schaltwerk abbekommen
• Hinterrad ist somit so instabil, dass nur noch so zentriert werden kann, dass es unter Belastung gerade mit leichtem Schleifen durch den Hinterbau läuft. Bekanntlich nach fest kommt ab. D.h. große Verkünstelungen beim Zentrieren hätten schnell zu weiteren Speichenrissen führen können. Daher lieber mit dem Geräuschcocktail weiterfahren als gar nicht mehr.
• Weiterfahrt auf den verbleibenden 180 km möglich mit Singlespeed 39/16 (normal 4. Gang) und zwei fehlenden Speichen im Hinterrad.
• Eigentlich hätte ich lieber den 39/14 gehabt. Aber das Ausfallende im Rahmen hat praktisch keinen Spielraum zur Justage der Kettenspannung. 39/14 hat in einer durchhängenden Kette resultiert, sodass diese immer wieder von selbst aufs 16er Ritzel gesprungen ist, dies aber mit einer viel zu hohen Kettenspannung. Nach ca. 10 Testdurchläufen dieser Art (16er auflegen, wenige Sekunden bis einige km fahren, dann wieder anhalten, Schnellspanner auf, Kette von 14 zurück auf 16, Schnellspanner zu, weiterfahren) ist mirs zu bunt geworden. Bzw. die Intervalle wo die Kette auf 14 gehalten hat sind immer kürzer geworden. Deshalb habe ich den 14er dann dringelassen und entsprechend die Hinterachse nicht ganz ins Ausfallende reingeschoben. Dadurch hat der Schnellspanner aufgrund des sehr knapp bemessenen Ausfallendes nicht mehr richtig fest gepackt, sodass ich im Wiegetritt äußerst kontrolliert gleichmäßig treten musste sonst ist das Hinterrad ganz aus dem Rahmen gefallen oder hat sich zumindest quergestellt. In Abfahrten hatte ich auch immer ein mulmiges Gefühl. Einerseits wegen des nicht festen Schnellspanners aber auch weil ich nur noch die Vorderradbremse hatte. Das Hinterrad hat ja unter Belastung einen Seitenschlag von vielleicht +/- 1cm. Da war an Bremsen natürlich nicht mehr zu denken.

Zieleinlauf nach 616 km am Sonntag um 21:40

• Heidi gratuliert mir zu meinem Heldentum und meint, dass ihrer Einschätzung nach praktisch jeder andere Randonneur schon bei Havarie I das Handtuch geworfen hätte. Vermutlich hab ich in Osterdorf jetzt die Meßlatte für sowas etwas höher gehängt. 
• Einnahme von drei Zielsuppen, einem Weizen und einem Apfelsaftschorle
• Duschen
• noch ein Apfelsaftschorle
• Beim Einladen vom meinem Gerödel in den VW-Bus gehe ich 3x und frage mich ernsthaft, wie ich den ganzen Kram am Freitag mit dem Rennrad nach Osterdorf geschafft habe.
• Michael Göbel nimmt mich auf seiner Heimfahrt nach Erlangen mit und bringt mich bis vor meine Haustür (Mo 0:00-1:20)
• Eigentlich hatte ich mich schon aufs Schlaflager in Osterdorf gefreut. Hauptsächlich bin ich aber sehr froh, dass ich somit weder mit meinem Wrack auch noch fast 100 km nach Hause fahren muss, noch dass ich mich von meiner Freundin Eike abholen lassen muss. Das wären ja wieder 200 km Extrasprit gewesen.

Glück im Unglück

Erst gegen Ende der Tour habe ich bemerkt, dass mein Lenkerband an der rechten Seite am Ende angerissen ist und das wahrscheinlich schon längere Zeit! Sowas sieht nicht aus. Hätte ich schon früher davon gewusst, hätte ich das Event vermutlich vorzeitig abbrechen müssen. Mit derart ästhetischen Unkorrektheiten kann ich nur sehr schwer umgehen und dann denke ich die ganze Zeit während des Pedalierens an nichts anderes.

Zusammenfassung

Das Wetter war entgegen der Prognosen perfekt und die Randonneure die bis ca. 18 Uhr das Ziel erblickt haben dürften kein Wasser gesehen haben. Leider hat sich meine Zeit im Vergleich zum Vorjahr um über 6 Stunden verschlechtert. Die Strecke war traumhaft mit Ausnahme der 5 km langen Drecksbaustelle vor Waldkraiburg. Auf der letzten Etappe war eine ca. 5-10 km lange Passage, von der ich schwören könnte, dass ich sie letztes Jahr mit Michael Büttner andersherum gefahren wäre. Wie kann das sein?? Aber es kam uns damals schon sehr komisch vor. Glücklicherweise hat es sich dieses Mal zufälligerweise ergeben, dass ich das Stück mit Kaiser Karl persönlich abfahren konnte. Der KP Bad Tölz im Super Wash war dieses Mal bei Tageslicht völlig unspektakulär, dafür meine 2 Gulaschsuppen sehr lecker. Der feine Verköstigungbetrieb in Wertigen hinter der Tankstelle hatte leider wegen Sonntag geschlossen. Letztes Jahr war da ja Freitag und Michael Büttner und ich konnten uns genüsslich durch die Speisekarte arbeiten. Die Erinnerung an seinerzeit war eigentlich meine Hauptmotivation, bei Havarie II überhaupt weiterzufahren. Die Zielsuppe hätte ich schließlich auch bekommen, wenn ich mit dem Zug zurück nach Osterdorf gefahren wäre. Naja, aber das Chili-Leberkäsbrötchen direkt an er Tankstelle war auch ein sensationeller Traum. Was die Doppelhavarie angeht: Die Ursache wird wahrscheinlich nie herauskommen. Wie es mit dem Stevens-Rad weitergeht wird sich in naher Zukunft zeigen. "Schau mer mal", wie ich immer sage. Zum Ende der Tour hatte ich jedenfalls gefühlt mehr abgebaute Teile in meinem Rucksack als noch am Rad dran waren.

Vergleiche mit der Vorjahrestour

Stundenmäßiger Rückstand an den Kontrollpunken 2012 gegenüber 2011

Man sieht, dass ich durch Havarie I direkt ab Kontrollstelle 1 Hemau deutlich im Rückstand war. Dieser hat sich allerdings immer weiter ausgebaut obwohl der technische Stand zwischen km 69 und 236 normal war. Genauso erstaunlich ist aber, dass ich dann zum Ende hin scheinbar trotz Singlespeed auf den letzten beiden Abschnitten doch wieder 1:20 gutgemacht habe.

Technische Details

Schaltung am Stevens

Ultegra 2x9: vorne 53/39, hinten 11-12-13-14-16-18-21-24-28

TAQ-33 Mini-Kettennietendrücker

Das Teil ist klein und qualitativ ein Traum. Ich habe in meinem ganzen Radleben in Summe nicht soviel "kettengenietet" wie auf dieser einen Tour. Dicke Empfehlung. 5 Sterne.

Garmin Oregon 400t

Navi hat wie gewohnt perfekt gearbeitet. Einziges Manko war die Darstellung des zukünftigen Höhenprofils. Da ist entweder in der letzten Firmware 4.20 ein Bug verblieben oder der Track vom Karl harmoniert nicht mit der Maschine. Das gilt es auf einem aktuellen Oregon 450 nachzustellen, da ist die Firmware mittlerweile bei Version 5.70 angelangt.

Akkus

Das Navi hat dieses Mal 3 Sätze à 3 Mignons verschlungen. Diesmal war es aber kontinuierlich an, also auch bei den Standzeiten, sogar in den Werkstätten. Außerdem war ich ja 6 Stunden länger unterwegs. Letztes Jahr bin ich exakt mit 2 Sätzen ausgekommen. Bilde mir aber ein, dass ich damals bei längeren Pausen abgeschaltet habe und auch den Batterie Save Modus drin hatte, der das Display abschaltet und eben nur anzeigt, wenn man den Touch Screen antippt. Somit kann man bei heutigen exzellenten Akkus (eneloop XX 2500mAh oder Varta Professional 2700mAh) von 13h Betriebszeit im Garmin ausgehen.

Licht

Busch+Müller IQ speed vorne, smartflash hinten. Einsatzzeiten nachts ca. von Sa 21:20 bis So 05:10 (ca. 8h) und So Abend im Regenwetter. Einwandfreie Funktion. Das Rücklicht hat keine StVO ist aber wohl das beste was man haben kann bzgl. Größe, Gewicht, Formschönheit, Lichtqualität, Akkulaufzeit, Robustheit und Wasserdichtigkeit. Über die IQ speed muss mal wohl nichts groß sagen. Immer wieder ein Traum. Hatte sie nur während der 5 km ätzendlangen Baustellenpassage vor KP Waldkraiburg auf Starklicht, die restliche Zeit war die schwache Stufe vollkommen OK.

Pedale

Die Speedplay Zero, die ich im Herbst nach PBP 2012 als Experiment aufs Stevens montiert haben, haben sich erneut als unglaublicher und überteuerter Schrott herausgestellt. Schon bei der Montage der Schuhplatten kam mir der Mist sehr suspekt vor. Habe die Platten mit Abstandshaltern auf die Schuhe geschraubt weil ich das Gefühl hatte, dass ohne diesen Abstand von der versprochenen reibungslosen Drehbarkeit der Füße wenig überbleibt. Ich hatte auch schon immer Probleme beim Einstieg. Soll heißen, dass ich im Prinzip zum Einklicken das Pedal in den unteren Totpunkt bringen muss und dann meine 85 kg mit einem riesen Impuls in das Pedal investiern muss. Anschließend auf der anderen Seite das gleiche Spiel. Während der Fahrt finde ich die Pedale unauffällig. Der Ausstieg hingegen geht sehr schwer für mein Verständnis. Der kritischte Punkt an Speedplay ist aber die Verdreckung der Schuhplatte. Es ist das einzige System beim dem das Pedal im Prinzip primitiv ist, während die Mechanik in den Schuhplatten sitzt. das macht sie einerseits teuer im Unterhalt, aber v.a. Empfindlich für Dreck. Nun kann man sagen, dass man am Rennrad im Gegensatz zum MTB oder Crossrad selten in Schlamm, Lehm und ähnliches tappt, aber gelegentlich kommts hat doch vor. Bei Speedplay ist dann erstmal alles gelaufen. Man kann nicht mehr einklicken und nach einer Reinigung mit einem herumliegen Ast o.ä. schafft man es vielleicht nach 2-3 Versuchen, das man mit noch größerer Gewalt als eh schon in die Pedale einklicken kann. Von dem reibungsarmen Schwenken der Füße bleibt rein gar nichts mehr über und zum Thema ausklicken bleibt nur zu sagen dass man wohl auch aus einem Schraubstock irgendwie wieder herauskommt. Bei mir waren solche Gewaltakte nötig, dass sich sogar das Hinterrad versetzt hat. Wohlgemerkt wiege ich 85kg und kann mir nicht vorstellen, wie ein Fahrer mit 65kg oder eine Frau mit 50kg aus diesen Pedalen herauskommt wenn sie mal nicht sauber sind. Und sauber heisst hier wirklich im Garten durchgekärchert oder mit Pinzette und Wattestäbchen behandelt. Ich kann nur sagen: Ich hasse die Teile ab der Sekunde wo ich den zugegebenermaßen wirklich edlen Verpackungsarton geöffnet habe und die Schuhplatten montiert habe. Aber sie kriegen noch eine letzte Chance. Ich werden alles blitzeblank putzen und die Platten ohne meine Distanzstücke auf ganz andere Schuhe von einem anderen Herstellen montieren. Aber bei der kleinsten Muckung verschenke ich sie auf ebay, das ist so sicher wie dass das Ultegra-Schaltwerk nie mehr auf ein Rad geschraubt wird.

Eine kleine Episode noch zum Pedal. Die letzten 180 km nach Havarie I habe ich mich wegen Verdreckung der Pedalplatten gar nicht mehr eingeklickt denn ich hatte nicht den Nerv die Platten freizukratzen. Stattdessen hab ich die Schuhe einfach aufliegen lassen was zugegebenermaßen sehr gut funktioniert. Mir war auch das Risiko zu groß, dass sich während der Fahrt das marode Hinterrad auflöst oder die Kette irgendwo hinspringt und das Hinterrad blockiert und ich komme dann in einer Notsituation nicht aus den Pedalen raus. So war ich dann also fast zehn Stunden uneingeklickt unterwegs. Klar, dass man dann irgendwann nicht mehr daran denkt. So kam es, dass ich auf der letzten Etappe auf einem Radweg über irgendetwas drüberspringen wollte. Wie soll ich sagen? Dass ich nicht eingeklickt war, hab ich erst in der Flugphase bemerkt!!! Das Rad also am Boden, Hände am Lenker, ich samt meinem primären Geschlechtsteil ein Stück weit über der Gesamtsituation. Irgendwie muss ich es reflexartig geschafft haben, vor dem Aufschlag auf dem Sattel (zum Glück nicht am Oberrohr oder so.... - trallala) durch eine Verrenkung etwas Sitzfleisch zwischen mich und den Sattel zu bekommen, denn ich habe alles schmerzfrei überstanden. Die Sattel hingegen ist seit dem Akt deutlich sichtbar nach unten hin verbogen. Montag früh dachte ich erst, der Sattel wäre zu tief eingestellt.

Nahrung

Reparaturkosten

Phase I - während Veranstaltung

Phase II - nach Veranstaltung

Dazu kommt natürlich jede Menge Arbeitszeit. Aber rein von den Materialkosten her waren die Schäden nicht nennenswert.

Boxenfunk

Vielen Dank an Daniel Westphal für die Übernahme des Lektorats für diese Webseite.

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